Mit der Eröffnung der Ausstellung Black Box – White Cube am 15. März 2013 setzte die Waidhofner Stadtgalerie einen markanten Beginn des Ausstellungsprogramms von »raumimpuls« im heurigen Jahr. In eindrucksvollen Arbeiten wurde das Thema kontrastreich vorgestellt. Eigens für den Ort und den Anlass entstanden neue Werke.
Ausgehend von den strengen Strukturen der Reliefs von Pichl Peter in Gips aus den 1960er Jahren, werden die BesucherInnen der Ausstellung auf das geometrische Motiv eingestimmt. Mathematische Berechnungen, die den Arbeiten des 2010 verstorbenen Künstlers zugrunde liegen, generieren sowohl eine hohe Abstraktion innerhalb der variationsreichen Kompositionen als auch eine Fokussierung als Figuration. Die französische Künstlerin Katherine Hibbs platziert in ihren Fotos den weißen Würfel in der Landschaft , wie schon im Märchen der Kleine Däumling (Le petit poucet) die Zuckerstücke auf seinem Weg als Spur fallen ließ. Bei der Fotografin wird der Baustein zugleich zu einem architektonischen Motiv als Handschrift, die sich in die Stadt und ins Land eingeschrieben hat.
Am Strand vor »Luciens Strandhütten« liegt ein geometrisches Boot von Sébastien de Ganay. Die sensible Ausführung einer Form in Metall, der man zutraut, als Papierflieger abzuheben, zeigt den transformatorischen Charakter des Zugangs des französischen Künstlers, der sich nicht auf ein Medium festlegen lässt. Seine netzartigen »Grids« erzeugen durch den Schattenwurf einen zusätzlichen räumlichen Aspekt. Auch Gabi Mitterer beschäftigt sich mit dem Netz: in Form gestickter Bilder, deren Plastizität und Dynamik überraschende optische Effekte hervorruft, aber auch in ihren großformatigen Bildern, die sich zwischen Schwarz und Weiß bewegen. Eine Skulptur aus Strohhalmen wird zur geometrischen Wolke im schwarzen Stahlgeviert des Ausstellungsraums .
Die Auseinandersetzung mit dem kuratorischen Prinzip, zeitgenössische Kunst in einem neutralen weißen Raum, fast schon sakral überhöht, vorzuführen, führt Marlene Hausegger ironisch – und zähnefletschend. Das Holzobjekt »Chamber of esthetics« wirft die Frage auf, wer Angst vor dem »White Cube« hat. Ihre Installation mit Klebestreifen nennt sie »Himmel-Hölle« und spielt damit auf die Situation zeitgenössischer KünstlerInnen an. Die (kultur)politische Dimension dieser Frage ist evident und führt zugleich in die Fragestellung des bosnischen Künstlers Saša Karalić. Selbst Teilnehmer einer Intervention nach dem Tode Titos, im Jahr 1981 in der Landschaft großformatig den Stern als politisches Zeichen zu setzen, kehrt er zum Hügel »Kik« in Bosnien zurück und lässt im Grünen ein riesiges weißes »Kvadrat« aus denselben Steinen zu einem Ort werden, in dem Diskurs über Kunst stattfinden kann.
16. März – 14. April 2013
Öffnungszeiten: Fr 16-19 Uhr, Sa 10-13 Uhr, So 15-18 Uhr
Stadtgalerie, Oberer Stadtplatz 32, 3340 Waidhofen/Ybbs